Herbstkonzert 2019

Konzert der Oratorienvereins mit Werken von Mozart und Brahms

Das Leben feiern mit ernsten Gesängen

Dank zusätzlich bereit gestellter Stüh­le reichte der Platz in der voll besetzten katholischen Kirche St. Konrad in Plo­chingen gerade so aus. Der Oratorienver­ein Plochingen führte unter der Leitung von Heidrun Speck am vergangenen Samstag sein Herbstkonzert auf. Unter­stützt wurde die Sängergemeinschaft vom Orchester Sinfonia 02, den Solisten Anja Petersen, Cristina Otey, Johannes Ka­leschke sowie Kai Preußker. Die ernsten Gesängen von Johannes Brahms begleite­te Benedikt Nuding an der Orgel.
Mit Mozarts Requiem d-moll hatten sich die Sängerinnen und Sänger nicht eben leichte Kost vorgenommen. Doch bevor der Oratorienverein dieses Werk in Angriff nehmen konnte, kamen noch die vier ernsten Gesänge von Brahms zu Ge­hör. Wenn man nicht gewusst hätte, dass der Bass Kai Preußker diese Komposition alleine gesungen hat, hätte man vermutet, dass auf der Empore, im Rücken des Publi­ kums, zwei Solisten agieren, so facetten­reich wusste der Sänger seine Stimme ein­zusetzen.
„Ich habe die Gesänge während meines Studiums in Klavierbegleitung gesungen. Bei diesem Konzert habe ich sie zum ers­ten Mal in Orgelbegleitung aufgeführt." Preußker bewies Wandelbarkeit in der Ge­staltung der vier Stücke, die er zwischen zart schmelzend und dramatisch aufge­wühlt darbot. Ihm zur Seite stand der Or­ganist Benedikt Nuding, der elegant und hoch sensibel spielte. Feinfühlig ließ der Musiker dem Gesangssolisten Freiraum zur Gestaltung, bewies so musikalisches Einfühlungsvermögen.

Nahezu nahtlos ging es dann über in den Hauptteil. „Das Requiem von Mozart ist doch recht kurz, und so boten sich die vier ernsten Gesänge von Brahms mit ihren schönen Texten als schöne Ergän­zung und Einstimmung auf den Abend an", kommentierte die Chorleiterin Heid­run Speck die Zusammenstellung. Das Re­quiem ist in erster Linie eine Totenmesse und in diesem Fall Mozarts letzte Kompo­sition. Da der Großmeister während der Arbeit daran verstarb, führten sie Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr, ein Schüler Mozarts, zu Ende.

Der Oratorienverein bot diese Kompo­sition, eine der beliebtesten Arbeiten Mo­zarts, mit begeisternder Finesse dar. Die am Ausgang verteilten Mozartkugeln mit der Aufschrift „das Leben feiern" trafen den Kern des Abends. Hier wurde musika­lisches Können, klangliche Vielfalt und feinfühliges musikalisches Agieren auf hohem Niveau gefeiert und präsentiert. Der bestens präparierte Chor folgte der Leitung Specks willig und wendig.
Die herausragenden Gesangssolisten, die Sopranistin Anja Petersen, die Altistin Cristina Otey, der Tenor Johannes Ka­leschke und der Bass Kai Preußker zeigten gesangliche Leistung in Perfektion. Ein brillantes Orchester Sinfonia 02 spielte makellos und mit sensiblen Nuancierun­gen. So blieben keine Wünsche offen - nur einer, man hätte gerne länger zugehört
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Herbstkonzert 2018

Für Frieden und Toleranz

Herbstkonzert des Oratorienvereins: Interkultureller Anti-Kriegs-Opus beeindruckt zahlreiche Zuhörer

Das Herbstkonzert des Oratorienverein Plochingen stand ganz im Zeichen des Friedens und der Aussöhnung. Karl Jenkins “Friedensmesse “The armed man”, im Jahr 2000 uraufgeführt, ist den Opfern des Kosovokriegs gewidmet. Basierend auf der katholische Messliturgie sind im zeitgenössischen Werk Passagen aus anderen Religionen sowie szenische Erzählungen eingeflochten. Die Stadthalle war jüngst bis auf den letzten Platz gefüllt, die Besucher waren beeindruckt und für 80 Freikarten wurden Spender gefunden.
 
Das Stück basiert auf der Idee von Guy Wilson. Der Titel, übersetzt “Der bewaffnete Mann”, bezeichnet die wachsende Bedrohung eines Kriegs. Das Stück verdeutlicht die Schrecken des Kriegs und endet mit der Hoffnung auf Frieden. Dabei sind besinnliche Momente ins Werk eingestreut. So zum Beispiel das Rufen eines Muezzins, Schilderungen von Menschen, die den Krieg überlebt haben oder ein Auszug aus dem indischen Mahabharata.
Bereits am Eingang der Stadthalle verweisen Plakate, auf denen “Friede”, “Sanftmut”, “Veränderung” oder “Geduld” stand, auf die Thematik des Konzerts.
Andere Poster waren mit Friedenstauben bemalt und hingen teilweise von der Empore. Die Trommelgruppe des Lokalen Bündnis für Flüchtlinge Plochingen, darunter Menschen, die vor Krieg und Terror flüchteten, empfing die zahlreichen Besucher mit afrikanischen Trommelklängen.
Die Dirigentin Heidrun Speck begrüßte die Gäste und führte sie ins Werk ein, während ein Teil des Chores noch im hinteren Bereich der Stadthalle stand. 
Zu Militärgetrommel stapften die Chormitglieder auf die Bühne, um den französischen Miliärmarsch “L´homme armèe” aus dem 15. Jahrhundert anzustimmen. Dieser endete und der Gebetsruf des Mueszzins, gesungen von Bassbariton Ahmet Gül, hallte von der Empore: “Gott ist groß. Kommt zum Gebet.”
Dem folgenden Kyrie, gesungen als gregorianischer Choral, verlieh die Sopranistin Constanze Seitz besonderen Ausdruck. Auf die Psalmen folgten der Sanctus. Das “Hosanna in der Höhe “ durchzog militärische Klänge. In ihm brach sich der Jubel von sich Mut zurufenden Soldaten vor der Schlacht. Es endete in düsterem Trommeldonner.
“Herr gib uns Kraft zum Sterben”, so die letzte Bitte der Soldaten.
Dem “Lobgesang vor der Schlacht” von Rudyard Kipling schloss sich  mit Kriegstrompeten beginnend der Frauenchor an. Dieser blies zum Angriff: “Wie selig ist der, der für sein Vaterland stirbt. Angriff, Angriff”. Das Geschrei im Chor, die Schreie der Sterbenden auf dem Schlachtfeld widerspiegelnd, endete mit einer Stille.
Danach ertönte eine einsame Trompete, “The last Post” spielend – das Signal findet meist bei Begräbnissen von im Krieg gefallenen Soldaten des Commonwealth Verwendung. Das Leid beschreibend folgte ein Gedicht von Toge Sankichi, der als Augenzeuge den Abwurf der Atombombe über Hiroshima überlebte und zehn Jahre später an Leukämie verstarb.”Unzählige Menschen auf allen vieren. In einem Haufen glimmender Asche. Zerissenes Haar, starr im Tod. Ein Fluch liegt über den Land.”
Anschließend beschrieb ein Auszug aus dem indischen Epos Mahabharata das Leid der Tiere, die unschuldig in der Schlacht verbrennen.
Im Agnus Dei kehrte die Ruhe und Schönheit zurück: “Dona nobis pacem” – Gib uns Frieden. Das daran anschließende Stück ging den Fragen nach: Warum habe ich überlebt ? Kann ich ohne den gefallenen Freund weiterleben ? Die Cantilène im Benediktus wies auf die Erlösung hin, die im Hosanne endete.
Das Werk schloss mit dem Stück “ Besser ist Frieden” ab, in das Texte aus der Offenbarung eingearbeitet wurden: “Gott wird abwischen alle Tränen und der Tod wird nicht mehr sein.
Es läuteten die Friedensglocken, bevor das Stück mit einem tröstlichen, stillen Choral ausklang. Schließlich die Erkenntnis: “Frieden ist besser, als ständiger Krieg”. 
Durch die Aufführung des Antikriegsstücks erinnerte der Oratorienverein daran, wie wichtig es ist, sich für Frieden einzusetzen.
Die Dirigentin beantwortete die Frage, was dabei zu tun sei, für den Oratorienverein mit den Worten des amerikanischen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein: 
“Die Antwort auf Gewalt ist, schöner zu musizieren, als je zuvor.”

Plochinger Nachrichten 
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Herbstkonzert 2016

Poesie der Psalmen

Dem Oratorienverein Plochingen ist es in seinem Herbstkonzert mit dem Orchester Sinfonia 02 am 29. Oktober in der katholischen Kirche St. Konrad gelungen Text, Klang und Raum wirkungsvoll zu vereinen und die Bilder der Psalmen neu anzuregen. Psalmen sind die Poesiesammlung der Bibel, sie beeindrucken durch ihre bildreiche Sprache und regen die Gedanken und Gefühle an. Umso mehr, wenn Sie zusätzlich von großartigen Künstlern gemalt oder vertont und im richtigen Rahmen vorgetragen werden. Chorleiterin Heidrun Speck hatte die Konzertbesucher vorab zu einer Konzerteinführung eingeladen, die ebenso wie das anschließende Konzert in der Kirche sehr gut besucht war. Schon beim ersten Stück des Abends dem Lobgesang "Meine Seele ist stille", den Fanny Hensel ihrem Sohn zum ersten Geburtstag als musikalisches Geschenk vermachte, zeigte der Chor, dass er den Text der Kantate verstanden und verinnerlicht hatte. Die Angst aber auch die Freude bei der Geburt des Kindes brachte Sophie Sauter, als Solistin des Konzerts, mit ihrer ausdrucksstarken Stimmen eindrücklich zur Geltung. Die Veröffentlichung des Gesamtwerkes von Fanny Hensel ist mit der Verdienst des Furoreverlags,, der ausschließlich Werke von Komponistinnen im Programm hat. Aus diesem Programm spielte das Orchester Sinfonia 02 unter Leitung von Mathias Neundorf, die Ouvertüre in C, die Fanny Hensel im Alter von 27 Jahren komponiert hat. Von ihrem wesentlich bekannteren Bruder Felix Mendelsohn Bartholdy sangen anschließend Chor und Solistin gemeinsam die Hymne "Hör mein Bitten, Herr neige dich zu mir", Psalm 55. Die Ängste und Sorgen eines Alleingelassenen, innig und zugleich klagend vorgetragen von Sophie Sauter, wiederholte und bestätigte der Chor vielstimmig und kraftvoll unter der Führung von Heidrun Speck. Für jeden gut nachvollziehbar und von den Sängern entsprechend mitfühlend vorgetragen folgte der abschließende Wunschtraum "O könnt`ich fliegen wie Tauben dahin". Das vorletzte Stück, auf das der Chor sich sichtlich gefreut hatte, war der Psalm 42, "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser", bei dem alle Sangesstimmen und die Orchesterinstrumente zum Einsatz kamen. In den sieben musikalisch vielseitigen Sätzen konnte Chor und Orchester nochmals zeigen, dass sie sehr gut vorbereitet waren. Die vier jungen Solisten Daniel Schmid, Valentin Bauer, Dominik Hofmann und Marius Sauter hatten in einem Quintett zusammen mit Sophie Sauter einen der eindrucksvollsten Teile zu singen und brachten Zuhörer wie Chor ins Schwärmen. Auf den majestätischen Lobpreis im hoffnungsvollen Schlusschor ließ Heidrun Speck fast nahtlos die bekannte Choralkantate "Verleih uns Frieden" folgen, mit der das gelungene Konzert beendet wurde. Der Chor erinnerte damit auch an den Beginn seines erfolgreichen Konzertjahrs mit den beiden Konzerten unter dem Thema " Dona nobis pacem" in Altbach und Reichenbach.

Christof Kress
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Herbstkonzert 2015

Sinfonische Größe und vocale Höhenflüge

Kammerorchester und Oratorienverein glänzen bei gemeinsamen Konzert

Zu Lebzeiten war Charles H. Parry ein anerkannter, oft aufgeführter  englischer  Komponist, der die Musi­k seines Landes um die Jahrhundertwende wesentlich beeinflusste. Nach seinem Tod im Jahr 1918 ver­sanken seine Werke fast ausnahms­los in der Vergessenheit. Doch seit einigen Jahren erlebt Parrys Oeuvre eine Renaissance. Beim Kon­zert von Oratorienverein und Kammerorchester Plochingen kamen in der Stadthalle gleich zwei seiner Werke zur Aufführung.

Mit den traditionellen biblischen Oratorien konnte Parry nicht viel anfangen. Seinen Psalm für die Ar­ten „The Soul's Ransom" gestaltet er in der Form einer ethischen Kan­tate mit unterlegten biblischen Tex­ten. Die Komposition überzeugt handwerklich: Der Chorsatz ist opulent und dramatisch klar kon­zipiert, die melodische Verarbei­tung geht - unterstützt von der ein­gängigen Harmonik - leicht ins Ohr. Somit hatte der Oratorienver­ein Plochingen dankbare Aufgaben zu meistern.

Dass Chorleiterin Heidrun Speck den Chor in solider Probenarbeit fit gemacht hatte, hörte man ins­besondere bei der klaren Textaus­sprache und den präzise gesetzten Einsätzen. Da die Chorstimmen gut ausbalanciert waren und sich des Forcierens enthielten, geriet man nie in die Gefahr, dass der Klang „breiig" oder in der Lautstärke überdreht wirkte. In die austarierte Balance passte sich auch das zuver­lässig begleitende Kammerorchester Plochingen ein, das zwar über weite Strecken wichtige Instrumen­talpassagen zu bewältigen hatte, dem Chorklang jedoch stets den nötigen Freiraum ließ.

In diesen harmonischen Kontext waren die Gesangssolisten Sophie Sauter (Sopran) und der Bassist Reinhold Schreyer-Morlock nahtlos integriert. „Why are you so fe­arful" zelebrierte die Sopranistin mit hellem, strahlendem Organ, und auch im Wechsel mit dem Chor gesungenen „So I prophesied" be­geisterte ihre in allen Lagen gut ge­führte Stimme. Der Bassist stand ihr da kaum nach, deklamierte seine Soli klar und setzte seine zwar nicht besonders voluminöse, jedoch sehr tragfähige Stimme in idealer Weise ein.

Eingangs hatte das Kammerorchester Plochingen die letzte und einzige der fünf Sinfonien Parrys die sich durchsetzen konnte, die „Sinfonia Phantasia 1912", ge­spielt. Zwar war unüberhörbar, dass Parry hier rückwärtsgewandt komponiert hatte, sich stark an den Vorbildern des Barocks und den kompositorischen Größen des 18. und 19. Jahrhunderts orientierte.

Doch in puncto melodischer Verarbeitung und formaler Gestal­tung zeigte der Künstler durchaus eigene Wege auf. Dazu kam, dass Bertram Schade seine tüchtigen Amateurmusiker mit klarem Schlag auf Kurs hielt und dynamisch klug staffelte. Heraus kam dabei eine achtbare Wiedergabe, welche die Vorzüge des Kammerorchesters Plochingen im besten Licht erstrah­len ließ.        
Plochinger Nachrichten 29.Oktober 2015

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Herbstkonzert 2014

Henry Purcells Oper „Dido und Aeneas" - Chor setzt dramatische Akzente

Herz oder Krone, Liebe oder Pflicht — das sind die zentralen Themen in Henry Purcells Oper „Dido und Ae­neas", die der Oratorienverein Plo­chingen in der Stadthalle konzertant aufgeführt hat.

Purcells 1689 entstandenes Werk gilt als Maßstab für den musiktheatrali­schen Fantasiereichtum des Barock. Mit konzentrierter Intensität schildert die Musik das tragische Geschehen in Virgils klassischem Werk. Die Ge­schichte von Dido und Aeneas ist gleichsam ein Gleichnis für den er­barmungslosen Kampf mit Verbün­deten, Feinden und letztlich auch mit sich selbst. Aeneas, Überlebender der Zerstörung Trojas, hat den göttlichen Auftrag zur Gründung einer neuen Stadt in Italien erhalten. Bei einer Zwischenstation in Karthago verliebt er sich in die phönizische Prinzessin Dido, die ihren einst geleisteten Eid vergisst, nach dem Tod des Gatten der Männerwelt abzuschwören. Da­bei gerät sie in das Fadenkreuz einer Zauberin. Hexen und Geister wollen sie vom rechten Weg abbringen. Doch die neu entfachte Liebe zu Aeneas ist nicht von Dauer: Nach der ersten Lie­besnacht reist der Held weiter. Dido ist von Schmerzen zerrissen und stirbt an gebrochenem Herzen.

Die Dramatik des Geschehens kam bei der Plochinger Aufführung bes­tens zur Geltung. Der Chor wuchs weit über seine kommentierende Rolle hinaus, schaltete sich gelegent­lich in die Handlung ein und setzte immer wieder dramatische Akzente. Dabei wirkten die Aktionen nie for­ciert, stets blieben die Choristen dem edlen und transparenten Klangideal treu. Man spürte, dass Chorleiterin Heidrun Speck in den vorbereitenden Proben ihren Chor bis ins Detail fit gemacht hatte.

Die in reiner Streicherbesetzung spielende, von Konzertmeister Mathias Neundorf angeführte Sinfonia 02 be­gleitete zuverlässig und klangschön. Tragende Rollen waren den Gesangs­solisten zugewiesen, allen voran der Sopranistin Maria Palaska, die mit strahlendem Organ den Part der Dido ausfüllte. Schlank in der Tongebung präsentierte sich hingegen Georg Kalmbach (Tenor) als Aeneas.

Die weiteren Rollen waren mit Fanny Antonelu, Eva Kleinheins, Carolin Strecker, Svenja Grotz, und Marie­Val6rie Track (Sopran) sowie dem Tenor Jopanjo Holzwarth adäquat besetzt. Für besondere Farbtupfer sorgte das Ballett der Musikschule Plochingen. Ob beim Siegestanz, dem Tanz der Furien oder einem Matro­sentanz — stets zeigten sich die von Ballettmeisterin Irena Trisic betreu­ten Elevinnen tänzerisch diszipliniert und in graziler Anmut.

Eingangs erklang mit der „Ode an St. Cecilias Day" ein weiteres Werk Henry Purcells. Im England des 17. Jahrhunderts war es Brauch, der hei­ligen Cecilia, Schutzpatronin der Mu­sik, mit einem besonderen Fest zu Gedenken. Verschiedene Komponis­ten schrieben Musik zu den jährlichen Anlässen, so auch Henry Purcell, des­sen vierte und letzte Cecilien-Ode aus dem Jahr 1692 in Plochingen erklang. Diese Musik voller Feierlichkeit und Opulenz wurden vom gut disponier­ten Oratorienverein und der durch hervorragende Trompeten und Oboen ergänzte Sinfonia 02 strahlend. umgesetzt. Das harmonische, stimm­lich ausgeglichen agierende Solisten­ensemble wurde bereichert durch Christian Adolph und Kian Jazdi (Ba­riton).

Bericht aus der Esslinger Zeitung 27.10.2014, Rainer Kellmayer

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Herbstkonzert 2013

Luigi Cherubini (1760-1842): Requiem c-moll
Im Jahr 1816 schrieb Cherubini dieses Werk anlässlich einer Gedenkfeier für Ludwig XVI. Auch bei den Exequien für L. von Beet­hoven war diese Musik später zu hören.
1760 in Florenz geboren, wollte sich Che­rubini auch im gesamten Europa Anerken­nung als Komponist verschaffen und reiste nach London und Paris, wo er sich dann niederließ und zum Leiter der königlichen Hofkapelle berufen und mit der Kirchen­musik betraut wurde.
Das Requiem c-moll ist ein Werk der Reife­zeit des Meister, in dem sich seine ganze Könnerschaft bezüglich Satz und Instru­mentation zeigen.
Trotz durchaus dramatischer Momente beispielsweise im Dies lrae, das mit dem berühmten Tam-Tam- Schlag beginnt, be­herrscht ein lyrischer Ton das Stück und lädt ein, die Endlichkeit des Daseins zu be­denken.

Paul Hindemith: Trauer­musik
Am 20. Januar 1936 starb König Georg V von England. Der gerade in London anwe­sende Paul Hindemith (1895-1963) wurde gebeten, eine Trauermusik zu schreiben und so entstand tags darauf die Trauer­musik für Solobratsche und Streichorches­ter. Beeindruckend ist am Ende des Werks der vom Streicherensemble intonierte Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit", dessen Fermaten die Solobratsche (deren Part übrigens der Komponist an der Urauf­führung selbst spielte) mit wunderschönen Kantilenen füllt um das Stück danach in tröstlichem A-Dur zu Ende zu bringen.

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Herbstkonzert 2012

Gioacchino Rossini: Petite Messe solennelle

Stimmen auf sicherer Spur

„Ich habe mit Dissonanzen nicht ge­spart, aber ich habe auch etwas Zu­cker verwendet" soll sich Gioachino Rossini selbstironisch über seine „Pe­tite Messe solennelle" geäußert ha­ben. Damit traf er den Punkt: In sei­nem Spätwerk aus dem Jahr 1863 lugt hinter jeder Note die Opera buf­fa hervor, mit der Rossinis Oeuvre untrennbar verbunden ist. Dieser in jeder Hinsicht besonderen Messe widmete sich der Oratorienverein Plochingen am Samstag in der gut besetzten Katholischen Kirche St. Konrad.

Für Rossinis Humor spricht auch, dass er die 90-minütige Messe als „petite" bezeichnete, obwohl er sich den Teilen des Mess-Ordinariums sehr ausgiebig widmete. Eine weite­re Besonderheit ist die instrumenta­le Besetzung mit Klavier und Har­monium, die dem Ganzen eine indi­viduelle, zuweilen salonhafte klang­liche Note gibt. Damit bewegt sich die Messe im Spannungsfeld zwi­schen einer heiteren, schwebenden Sphäre und dramatischen Momen­ten, die oft unvermittelt zum Aus­bruch kommen.

Schon beim gewaltigen Anschwellen des Chorklanges aus dem Piano des „Kyrie" merkte man, dass Chorlei­terin Heidrun Speck ihre Sängerin­nen und Sänger gut auf die schwie­rigen Aufgaben vorbereitet hatte. In den gewaltigen Schlussfugen von Gloria und Credo blieben die Stim­men auf sicherer Spur, und ange­sichts der frisch agierenden, stets prä­senten Sängerphalanx verzieh man kleine Unebenheiten zu Beginn des „Et resurrexit" und das gelegentli­che Absinken der Intonation in den A-cappella-Partien gerne. Was zähl­te, war die Homogenität des Chor­klanges, die feine dynamische Staf­felung und die Aufmerksamkeit, mit der die Sängerschar dirigentische Im­pulse umsetzte. Der Chor des Oratorienvereins und die Instrumenta­listen Kerstin Mörk (Klavier) und Se­verin Zöhrer (Harmonium) beweg­ten sich in einer gut austarierten Ba­lance: Der Chorklang wirkte nie for­ciert, konnte sich über dem instru­mentalen Teppich frei entfalten. Bei der Auswahl der Solisten, die ei­nen wesentlichen Teil der Auffüh­rung trugen, hatte Heidrun Speck ei­ne glückliche Hand. Allen voran überzeugten Alois Riedel, der die Arie „Domine Deus" bei aller teno­ralen Strahlkraft mit wandlungsfähigem Timbre gestaltete und Fanie An­tonelou. In schlichter Schönheit brachte die Sopranistin das „Cruci­fixus" zum Leuchten und schwang sich im „O salutaris" zu frei schwe­benden Höhenlagen empor. Bassist Bernhard Springler zelebrierte das „Quoniam" mit mächtiger Stimme, während Alexandra Paulmichl mit ihrem dunkel gefärbten Alt deni „Agnus Dei" Spannkraft verlieh. In den Ensemblepartien fanden die So­listen zu ausgewogenem Klang und präziser Textausdeutung.

aus Esslinger Zeitung 29.10.2012;  Rainer Kellmayer

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Herbstkonzert 2011

Oratorienverein begeistert mit Barbe und Puccini

Mit Werken der Komponisten Helmut Barbe und Giacomo Puccini zeigte der Oratorienverein unter der Leitung von Heidrun Speck jüngst bei seinem Konzert in der vollbesetzten St.-Konrad-Kirche eine musikalische Bestleistung.

Mit der „Messa di Gloria“ und „Crisantempi op. 65“ von Puccini sowie Barbes „Canticum Simeonis“ hatte sich der Oratorienverein ein anspruchsvolles Chorprojekt ausgesucht. Puccinis einziges geistliches Chorwerk von Bedeutung, die „Messa a 4 voci con orchestra“, ist ein Frühwerk des Komponisten das in den Jahren 1878 und 1880 entstand, noch bevor Puccini seine Studien am Mailänder Konservatorium begann. Die Uraufführung fand 1880 in Lucca statt.Lange war die Komposition verschollen, erst 1950, nach dem zweiten Weltkrieg ,wurde es in Lucca wieder entdeckt und bekam den Namen „Messa di Gloria“. Heidrun Speck führte Chor, Orchester und Solisten gekonnt durch dieses schwierige Werk der Romantik, für das die Akustik der St.-Konrad-Kirche auch einen unvergleichbar guten Rahmen bot.

Ebenso sicher präsentierte Chor und Orchester Barbes „Canticum Simeonis“, ein Werk geistlicher Musik, das 1958 komponiert wurde. Barbe nahm die Lukasverse 2, 29 und 30 auf, in denen es heißt: „Herr, nun lässt Du deinen Diener in Frieden fahren...“. Dabei rezitierte der Chor diesen Text in einstimmigen Passagen, die begleitet von den Streichern fast schon meditativen Klangfolgen gleichkamen. Zum Ende dieses Werkes verarbeitete Barbe den Choral „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ von Johann Sebastian Bach. Mit diesem Choral, begleitet mit dem Bibelzitat im Tenorsolo klang das Werk aus. Die zahlreichen Besucher genossen die große Klangfülle des Konzerts und sparten am Ende nicht mit Beifall für einen wirklich hochkarätigen Auftritt des Plochinger Oratorienvereins.
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Konzertreihe Liederatur 2011

Mond im Mai

An zwei angenehmen Frühlings­abenden im Mai besang der Ora­torienverein Plochingen in der Steingießerei im Dettinger Park Plochingen den Mond auf ganz unterschiedliche Weise, als Chorgesang und Sologesang, in romantischen Liebesliedern und alten Legenden, als Choral und Pop-Song. Da die Konzerte im Rahmen der Reihe „Liederatur" stattfanden, Lied plus Literatur, kamen auch Gedichte, Erzäh­lungen, Gute-Nacht-Geschich­ten sowie eine zeitpolitisch pointierte Bearbeitung eines Gedichts von Eugen Roth zur Aufführung, wie immer ausge­wählt, bearbeitet, rezitiert und in Szene gesetzt von Manfred Hechler.

Entsprungen aus einer Idee in einer Vollmondnacht beim jähr­lichen Grillfest auf dem Harn­esteig, entwickelten Chorleite­rin Heidrun Speck und Manfred Hechler nach und nach das Pro­gramm für die beiden Abende unter dem Motto „Der Mond ist aufgegangen".

Viele Wochen lang wurde ge­probt, jeden Montag brachte Heidrun Speck ein neues Lied mit und legte wie immer Wert auf eine ausdrucksvolle Ausge­staltung jeder einzelnen Stro­phe. Im ersten Teil der Konzerte standen die Romantiker, von Johannes Brahms die Volkslie­der „In stiller Nacht" und „Gang zum Liebchen", aber auch eine Chormusik von Hugo Distler „Um Mitternacht - ­Gelassen stieg die Nacht ans Land" nach einem Gedicht von Eduard Mörike.

Dann das getragene, stimmungs­volle Lied „Lotosblume" von Robert Schumann und die zar­te „Mondnacht", wie immer ge­fühlvoll gesungen von der So­listin Eva Kleinheins, am Flügel saß der Pianist Mihaly Zeke. Beide sind dem Chor lieb ge­wordene Begleiter, die immer das gesamte Konzert im Blick haben, mithelfen, wo sie ge­braucht werden, und den Chor unterstützen.

Im zweiten Teil wurden einige gemeinsame Stücke für Chor, Solistin und Flügel dargeboten, „Hijo de la luna — Der Sohn des Mondes" und ein Potpourri aus der Operette „Frau Luna". Die Tenöre erhielten einen Sonder­auftritt mit der „Mann im Mond" von den Prinzen, davor noch der Hit aus den 60er-Jah­ren „Lady Sunshine und Mr. Mo on" , gesungen von Eva Kleinheins, begleitet von Miha­ly Zeke am Flügel. Zwischen den Liedbeiträgen brachte Man­fred Hechler die Gäste zum Nachdenken, Staunen und Schmunzeln.

Die Bewirtung in der Steingießerei war wieder gut gelungen. Das Publikum war an beiden Aben­den freundlich und aufmerksam und machte mit seinem Applaus Mut, im nächsten Jahr wieder eine Liederatur zu planen und zur Aufführung zu bringen.

Plochinger Nachrichten 
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Herbstkonzert 2010 - mit Trompetenklang und vokalem Wohlklang

Oratorienverein und Kammerorchester begeistern mit Kompositionen von Händel und Mozart

Bei der Aufführung in Plochingens Stadthalle überraschte der Oratorienverein Plochingen und das Plochinger Kammerorchester sein Publikum mit unbekannten Werken: Georg Friedrich Händels "Dettinger Te Deum" und Mozarts "Davide penitente" stehen neben den großen Mess- und Oratorienvertonungen eher in der zweiten Reihe. Ungeachtet dessen hörte man unter der Leitung von Heidrun Speck gut ausgearbeitete Wiedergaben, bei denen das Genie der beiden Großmeister der Musik in jedem Takt durchschimmerte.

Speck motivierte ihren Chor und das über weite Strecken tonschön und intonationssicher musizierende Kammerorchester Plochingen mit klarem Dirigat zu einer überzeugenden Leistung. Die Melodik der Arien und die großflächigen Chorsätze wirkten strahlend, waren von geradezu herrschaftlicher Größe und Würde. Dies ist begründet im Anlass zur Komposition. Im Österreichischen Erbfolgekrieg war das bei Aschaffenburg am Main liegende Dettingen Schauplatz einer Schlacht, in der England die französischen Truppen vernichtend schlug. Händel erhielt den Auftrag, zur glücklichen Heimkehr des siegreichen Königs eine Jubelmusik zu schreiben. Dieser Jubel klang in Plochingen vornehmlich aus der kraftvoll singenden Phalanx der Tenöre und Bässe. Die Frauenstimmen hielten zwar tapfer mit, hatten aber gelegentlich Mühe beim Erklimmen der Höhenlagen. Ein Sonderlob verdiente sich die Trompetengruppe mit präzisen Tonattacken und strahlendem Blechbläserglanz sowie der Bassist Daniel Raschinsky, der seinen Part mit viriler Sonorität absolvierte. Petra Labitzke (Sopran) und der Tenor Wolfgang Frisch agierten auf ähnlich hohem Niveau, während die Altstimme von Jeschi Paul zwar angenehm gefärbt ist, jedoch für eine Oratorienpartie in puncto Strahlkraft nicht das Optimum erreichte.

In Wolfgang Amadeus Mozarts "Davide penitente" bereicherte die Sopranistin Johanna Zimmer das Solistenensemble. Sie ließ nicht nur in der Arie "Lungi le cure ingrate" die Koloraturen mit frischer Stimme perlen – im Duett mit ihrer Kollegin Labitzke machte sie "Sorgi, o Signore" zu einem Höhepunkt der Aufführung. Dabei überraschte hier in den anderen Teilen die Qualität der Mozart’schen Musik. Eigentlich verwunderlich, denn die Komposition war ein Schnellschuss: Aus Zeitmangel schrieb Mozart bei sich selber ab, verwendete Teile der c-Moll-Messe mit neuem Text und fügte Auszüge aus kleineren kirchenmusikalischen Werken an. Dazu komponierte er flugs ein paar Arien und schon war das Auftragswerk für ein Benefizkonzert der Wiener Tonkünstler-Sozietät fertig. Diese kompositorische Ökonomie beeinträchtigte die Wirkung der Plochinger Wiedergabe keineswegs: Chor, Orchester und Solisten setzten Mozarts Tonspuren mit Sensibilität und Akkuratesse um, spannungsvoll und mit Sinn fürs Detail.

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Gedenktag zum 100. Geburtstag

von Herrn Professor Karl Hermann Mäder

Am Montag, 19. April 2010, wäre der 100. Geburtstag von Professor Karl Hermann Mäder gewesen. Zu diesem Gedenktag trafen sich am Sonntag um 11.00, bei herrlichem Frühlingswetter, die Familie, Vertreter der Stadt Plochingen und des Chorverbands Karl Pfaff, sowie der Oratorienverein Plochingen und weitere Besucher am Grab auf dem Friedhof der Stadt Plochingen.

Der Präsident des Chorverbands Karl Pfaff, Herr Udo Goldmann, die stellvertretende Bürgermeisterin von Plochingen, Frau Margarete Bihl und der 1. Vorsitzende des Oratorienvereins Plochingen, Dr. Eberhard Zeyfang, erinnerten in ihren Ansprachen an die außergewöhnliche Persönlichkeit von Professor Mäder, an seine prägende Kraft im musikalischen Geschehen in und um Plochingen. So hatte er mehrere Chöre gegründet und geleitet, ebenso auch Musikschulen, z.B. ab 1933 Leitung des Oratorienvereins Plochingen und 1964 Gründung der Jugendmusikschule Plochingen. Für dieses ungewöhnliche Engagement wurden ihm mehrere Orden und Ehrungen erteilt.

"Musik und Chorgesang waren sein Leben", betonte Frau Bihl und Herr Goldmann erinnerte an einen Ausspruch von Professor Mäder: "Wie einsam wäre ich ohne die Chöre".

Der Oratorienverein Plochingen und einige Gastsängerinnen und -sänger umrahmten die Gedenkfeier mit Liedern, u.a. mit "Herr, der du bist" von Professor Karl H. Mäder.

Der Oratorienverein Plochingen hat sein nächstes Konzert "Krieg und Frieden", mit Musik und Literatur zum Gedenken an den 65. Jahrestag des Kriegsendes, am Fr. 07. Mai in der Aussegnungshalle auf dem Friedhof in Deizisau und am Sa. 15. Mai in der Aussegnungshalle auf dem Friedhof Plochingen Stumpenhof, jeweils um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.

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Liederartur 2009 -Balladen und Romantik - schaurig schön

Höchste Musikalische Ansprüche

Der Oratorienverein Plochin­gen begeisterte mit seinem Zyklus "Liederatur" in der Steingießerei im Dettinger Park an zwei Abenden weit mehr als 200 Zuhörer. "Balla­den und Romanzen - schaurig, schön" erfassten die Zuhörer in größter Emotionalität. Hu­go 'Wolf mit "Der Feuerrei­ter", Hugo Distler mit Kom­positionen aus dem Mörike­-Liederbuch oder Rheinbergers "Jung Niklas" wurden ebenso einprägsam wie erschütternd vorgetragen wie auch die Stü­cke der älteren Meister Robert Schumann und Carl Loewe. Mit der ihr eigenen Durchset­zungskraft ließ Heidrun Speck den Chor dank höchster musi­kalischer Anforderung über sich hinaus wachsen. Mit un­beugsamer Intensität ließ sie keine Minute intensiver Pro­benarbeit aus, selbst bis kurz vor dem Auftritt des Chors wurde in minutiöser Feinar­beit am Programm gefeilt. Das Ergebnis war bravourös. Gebannt blieben die Zuhörer bis zum letzten verklingenden Akkord im Zauber der heut­zutage selten aufgeführten Musik.

Der Programmablauf wurde aufgelockert durch die sze­nischen Rezitationen von Manfred Hechler. Seine Aus­strahlung allein hätte gereicht, die Gedichte eindrucksvoll zur Geltung zu bringen. Mit sorgfältig ausgewählten Re­quisiten und auf Leinwand projizierten Illustrationen ge­lang es ihm aber, die Gedichte "Herr von Ribbeek auf Rib­beck im Havelland", "Der Erl­könig", "Nis Randers" und "Des Sängers Fluch" zu einem unvergesslichen Erlebnis wer­den zu lassen.

Hervorzuheben ist auch die Pianistin Swetlana Novikowa, die nicht nur präzise die Chor­sätze am Flügel unterstützte: sondern auch durch Werke von Brahms dem Abend zwei klassische Höhepunkte setzte. Das Publikum dankte dem Oratorienverein Plochingen und den Akteuren mit groß­em, anhaltendem Beifall.

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Herbstkonzert 2009

Plastische Lautmalereien und paradiesische Klänge

Oratorienverein und Chor des Gymnasiums führen Oratorium „Die Schöpfung“ auf

Der Oratorienverein und der Chor des Gymnasiums wagten sich an ein großes Projekt: Lange wurde geprobt, um am vergangenen Samstag den zahlreichen Zuhörern in der Stadthalle „Die Schöpfung“, ein von Joseph von Haydn komponiertes Oratorium zu präsentieren. Das Wagnis gelang und wurde von den Zuhörern mit großem Beifall bedacht.

Für Joseph Haydn selbst war die dreijährige Arbeit am Oratorium „Die Schöpfung“ nicht nur eine kompositorische Herausforderung, sondern auch ein religiöser Akt. „Nie war ich so fromm wie zu dieser Zeit“ offenbarte er seinem Gönner und Librettisten Baron van Swieten. Diesem Meisterwerk der Oratorienliteratur widmete sich der Oratorienverein Plochingen am Abend des Reformationstages. Mit ins Boot hatte man den von Burkhard Wolf vorbereiteten Chor des Gymnasiums Plochingen genommen. Eine gute Entscheidung - die jungen, unverbrauchten Stimmen gaben dem choristischen Großaufgebot einen zusätzlichen Hauch der Frische. Die Popularität der „Schöpfung“ ist auch heute, gut 200 Jahre nach ihrer Entstehung, ungebrochen: Die Plochinger Stadthalle war bis auf den letzten Platz besetzt. Eingängige Melodik und meisterhafte Verarbeitung des Materials schlugen die Zuhörer gleich beim Erklingen der ersten Takte in Bann.

Haydn setzte die von Lindley nach John Miltons religiösem Opus „Paradise lost“ geschriebene Textvorlage in sehr plastischer Weise in ein beeindruckendes Tongemälde um. Von der chaotischen Vision des „Nichts“ in der Einleitung über die Entstehung der Erde und Gestirne, den naiven Lautmalereien, welche die Erschaffung der lebendigen Kreaturen fast wie in einem Bilderbuch präsentieren, bis hin zum paradiesischen Leben von Adam und Eva wird die Schöpfung der Welt nachgezeichnet. Dabei berührt die geglückte Verbindung von Einfachheit und Erhabenheit in der musikalischen Ausdeutung den Menschen auch heute noch zutiefst.

Zwar wird das Geschehen maßgeblich von den Gesangssolisten bestimmt – der Chor hatte jedoch in der kommentierenden Rolle der „himmlischen Heerscharen“ genügend Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Heidrun Speck führte mit klarem Dirigat und die Choristen folgten ihr willig und motiviert. Dabei sorgte die Dominanz der Frauenstimmen für einen hell gefärbten Klang, spannungsvolles „sotto voce“ kontrastierte mit gewaltigem Forte und die Konturen der dramatischen Elemente waren klar herausgearbeitet. Da störte es nur wenig, dass angesichts der recht zügigen Tempi nicht jede Koloratur gestochen scharf kam und in einigen Partien die Transparenz des Stimmgeflechts nicht das Optimum erreichte. Sehr durchsichtig musizierte hingegen die von Konzertmeister Mathias Neundorf angeführte „Sinfonia 02“, die immer wieder über klarem Streichergrund herrliche Bläsersoli aufleuchten ließ. Ein weiterer Pluspunkt der Aufführung war das Solistenterzett, allen voran der Bassist Bernhard Springler, der mit klarer Deklamation und angenehm timbrierter Stimme die Rolle des Erzengels Raphael ausfüllte und im dritten Teil als Adam reizvolle Dialoge mit seiner geliebten Eva führte. Diese wurde repräsentiert durch die ausdrucksstarke Stimme der Sopranistin Anja Petersen, welche schon zuvor als Gabriel lyrische Qualitäten gezeigt hatte. Dritter im Bunde war Johannes Kaleschke, der als Uriel zwar nicht immer in tenoralem Glanz schwelgte, jedoch durch Prägnanz und eine gut geführte, schlanke Stimme überzeugte.



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Chorwochendende in Herrenberg 2009

Am vergangenen Wochenende befand sich der Oratorienverein auf seinem diesjährigen Chorwochenende. In der gut geführten Evang. Tagungsstätte Herrenberg standen uns zwei Übungsräume für eine intensive Probenarbeit zu Verfügung. Während Chorleiterin Heidrun Speck mit dem Gesamtchor probte, übernahm Sopranistin Eva Kleinheins in kleinen Gruppen die Stimmbildung mit Höhentraining. Auch die Geselligkeit kam an den schönen Spätsommertagen nicht zu kurz. Vielen Dank an dieser Stelle an unseren 1. Vorsitzenden Dr. Eberhard Zeyfang für die Planung des Wochenendes.

Trotz der inzwischen guten Vorbereitung auf "Die Schöpfung" ist es notwendig, dass alle Sängerinnen und Sänger die noch verbleibenden Proben vor dem Konzert am 31. Oktober 2009 regelmäßig besuchen.

Ab Montag den 05. Oktober finden die Proben jeweils von 19.30 - 21.30 Uhr statt, um auch den Sängerinnen und Sängern des Chores des Gymnasiums Plochingen die Teilnahme zu ermöglichen. Wie immer im Musiksaal des Gymnasiums Plochingen.

Plochinger Nachrichten 

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Herbstkonzert 2008

Gestaltungskraft und Größe - Louis Spohr: Die letzten Dinge

Um es vorweg zu nehmen: Der Oratorienverein Plochin­gen knüpft an seine großen Zeiten vergangener Jahre an. Mit dem Oratorium "Die letz­ten Dinge" von dem roman­tischen Komponisten Louis Spohr wurden die zahlreichen Zuhörer in der katholischen Kirche St. Konrad in Plochin­gen überrascht von der stimm­lichen Gestaltungskraft und Kompetenz dieses Chors, die alle Fragen nach "jungem Nachwuchs" in den Hinter­grund stellt. Exakte Durchführung der Partitur, feine Dyna­mik in allen Stufen, großes Einfühlungsvermögen in die textlichen Inhalte ließen auf­horchen und das Werk zu einem umfassenden, beglü­ckenden Erlebnis werden. Die Chormitglieder wussten, wo­von sie sangen: Das war Ver­kündigung, nicht nur ein ge­konntes Absingen eines No­tenblatts, eine Interpretation auf der Suche nach Wahrheit. Gefühle wurden geweckt, ein stiller Frieden bemächtigte sich der Herzen der gebannten Zuhörer, zum Beispiel beim "Heilig, heilig", als der Chor der Vorgabe des Tenors Julius Pfeifer in unerhörter Sanftheit antwortete. Glänzend dispo­niert präsentierte sich das Solistenquartett, wobei Johanna Zimmer mit ihrem unbestech­lich sternenklaren Sopran ver­zauberte. Aber auch Kathrin Koch, Alt, konnte ihren Part mit Glanz und Wärme absol­vieren, während der Bassist Volker Spiegel mit seinem markantem Stimmvolumen der Aufführung eine besonde­re Note verlieh.

Julius Pfeifer aber brachte mit der ihm eigenen vornehmen Zurückhaltung seine aus­drucksstarke Stimme ein, et­wa im Rezitativ "Die Stunde des Gerichts". Eingerahmt und untermauert wurde das Konzert von dem Ensemble Sinfonia 02, das Konzertmeis­ter Mathias Neundorf in be­währter Weise vorbereitet hatte.

Auffallend war dabei das hochmusikalische auf einan­der Hören der Orchestergrup­pen, was trotz der projektori­entierten Zusammensetzung zu großem harmonischem Mit­einander führte. Heidrun Speck gelang dabei ein si­cheres Dirigat, was angesichts der kurzen gemeinsamen Pro­bezeit mit Chor, Soli und Or­chester nicht hoch genug ein­geschätzt werden kann. Späte Ro­sen und anhaltender Beifall.

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